Henry Wirz, der Auswanderer 1848 nach New Orleans - WIRZ

Update Mai 2017
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Henry Wirz, der Auswanderer 1848 nach New Orleans

Wirz New Orleans: Historisches Archiv

Brief vom 13.Dez.1851, wörtlich aus dem Original übernommen:
Liebe Eltern und Geschwister!

Seit bereits drei Jahren bekam ich den ersten Brief am 4. August, was mich so gefreut hat, das ich den Brief schon wenigstens zehnmal gelesen habe, daß meine Familie noch gesund beisammen ist.
Was mich anbetrifft, so bin ich Gott sei Dank seit einem Jahr gesund und glücklich. Und wirklich in meinem Geschäft geht es mir gut, denn seit vier Monaten habe ich das Geschäft für mich allein.
Das Geschäft kostet mich jetzt siebenhundert Thaler, so daß ich hoffen kann, ich werde es bis zum nächsten Herbst ganz frei machen können.
In diesem Augenblick bin ich noch nicht verheiratet, aber mit dem Dienstag, den 16. Dezember, werde ich die Hochzeit feiern mit einer jungen Person, sie ist erst 21 Jahre und gebürtig aus Dreidesheim, ist aber katholisch.Für einen Geschäftsmann hier in America ist es nichts, wenn man  auf den Glauben hält, denn der Glaube bringt nicht viel Geld ins Haus, besonders hier braucht man viel Geld.

Ihr seht es hier, was es kostet, ich für mein Zimmer habe ein Bett und Kommode und Nachttisch, daß kostet mich 85 Tahler, daß soll allein bis ich die Frau im Hause hab, kostet es mich 135 Tahler. Ihr könnt denken, daß ich noch nicht viel Geld im Hause habe.
Ihr schreibt mir auch, daß ich etwas soll berichten von Sutz.
Dazumal konnte ich es noch, aber jetzt kann ich nicht viel Gutes schreiben, denn seit 6 Wochen ist er schon gestorben, man hat ihn gerade begraben, wo ich ihn wollte besuchen. Ihr könnt seiner Familie berichten. Wollen Sie etwas näheres wissen, so können sie an mich schreiben, dann will ich ihnen bessere Auskunft geben.

Am nämlichen Tag, wo ich Euren Brief erhalten habe, so bekam ich einen Brief von einem Herrn Pfarrer von (Sebihon). Der schreibt mir, ich soll ihm einen Totenschein schicken. Das geht aber nicht so leicht, denn ich muß zuerst Personen bekommen, die beschwören, daß er gestorben ist. Wer tut es? Ich muß die Leute kaufen.
Ich hoffe aber in der ersten Zeit, nach dem neuen Jahr, werde ich so weit bringen, daß ich ihm einen kann schicken, es kostet aber 8 Tahler .

Es ist auch noch einer gestorben, mit Namen Wedenschwiler aus der Mies bei der Nähe, schreibt doch seinen Eltern. Im Fall, daß sie einen Totenschein wollen, so kostet es 5 Tahler .Bevor er gestorben ist, war er mir noch 10 Tahler schuldig. Im Fall sie Euch die 15 Tahler bezahlen wollen, so schreibt mir, dann schicke ich den Totenschein.

Liebe Eltern, ich muß Euch einen Auftrag geben, seid so gut und bestellt mir die neue Züricher Zeitung auf meine Adresse. Ihr müßt sie bezahlen für ein ganzes Jahr und müßt ihr sagen, daß sie die Zeitung nach New Orleans schicken. Ich will diese schon morgen, daß ihr bezahlt werdet.

Eltern und Geschwister, lebt glücklich und gesund auf das nächste Neujahr, auch viel Glück.

Schreibt mir so bald wie möglich wegen dem Totenschein.

Grüße alle die nach mir fragen.

Henry Wirz 13.Dez. 1851,
New Orleans


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